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 Donnerstag, 9. Oktober 2014

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5te Kriegesschule Zeilitzheim

vom 10ten bis 12ten Decembris 1820

Die fünfte Kriegesschule in Schloß Zeilitzheim setzte die Tradition der Ausbildung für die Offiziers aller Waffengattungen fort. Immerhin fand sich der erste Kavallerieoffizier ein, wobei dann noch auf die Herrn von der Artillerie weiterhin zu hoffen bleibt. Zum ersten Male fiel die Anreise infolge des dichten Schnees beschwerlich.

Wie schon beim letzten Male, sollte diesmal im Kriegs-Spiel nach Reißwitz d.J. eine neue taktische Situation, nämlich dem Elbübergang bei Wartenburg, im  Mittelpunkt stehen, welches dann auch die meisten Referate direkt oder indirekt zum Thema nahmen. Die erstmals zahlreich vertretenen Offiziersburschen erleichterten die Dienstgeschäfte erheblich.

Am Freitag, Schlag 2 Uhr nachmittags, eröffnete Capitaine Blesson die Kriegesschule mit dem Worten des Gen. V. Scharnhorst, wie der Offizier Theorie und Praxis verbinden müsse:

Da die Kriege jetzt selten sind, und viele Officiere zu ansehnlichen Posten kommen, ehe sie die geringste Erfahrung haben: so bleibt ihnen auch in der That beinahe kein ander Mittel übrig, als, daß sie die Erfahrungen und Einsichten anderer benutzen, d.h. daß sie den Krieg studiren; damit sie dereinst in jedem Fall sich einigermaßen zu helfen wissen, wenn ihnen auch eine gewisse Fertigkeit, welche erst die Ausführung giebt, alsdann noch fehlte.“ (hier vollständiger Text)

Capitaine Blesson stellt dann einige neu erworbene Werke aus seiner Kriegsbibliothek vor und fordert die Herrn Offiziere auf, darin fleißig zu studieren (siehe Liste). Leider gestatten die Umstände nicht, die vollständige Bibliothek in das Schloß zu verbringen.

Sodann erläuterte Capitaine Blesson die Taktik der Übergänge aus seinem Werk „Feldbefestigung für alle Waffen“ und schloß die strategischen Betrachtungen des Gen.Ltn. v. Valentini mit ein. Der beste Übergangspunkt liegt an einer einspringenden Flußschleife, die vom eigenen Ufer mit der flankierenden Artillerie dominiert wird. Zur Sicherung der Ausfälle und eines Rückzuges wird in der Regel eine kleine pfeilförmige Schanze (Flêche) angelegt. Die Ebene in der Flußschleife muß immer trocken sein und ein rasches Deployieren der eigenen Infanterie erlauben. Zweckdienliche Demonstration an weiteren Übergangspunkten sollen den Feind über die eigenen Absichten täuschen. Der eigentlich Hauptübergang hat immer heimlich und überraschend mit überlegener Stärke erfolgen. Valentini unterscheidet den gewaltsamen Übergang im Angesicht des Feindes, den Übergang in Abwesenheit des Feindes und den Rückzug über einen Fluß, wofür die neuere Kriegsgeschichte viele Beispiele kennt. Da ein gesamter Flußlauf niemals zur Gänze von einer Armee gedeckt werden kann, so erfolgt die Deckung der Übergangspunkte durch eine Zentralposition, die höchstens zwei Tagesmärsche von den Übergangspunkten entfernt versammelt ist. Die eigentlichen Übergangspunkte werden nur durch schwache Corps verteidigt, über die ein angreifendes Armeecorps binnen eines Tages die Überhand gewinnen muß. Zur Übung hatten die Herren Offiziere einen geeigneten Übergangspunkt vom rechten zum linken Rheinufer zwischen Mainz und Mannheim auf der Haas‘schen Karte von 1799 zu bestimmen (siehe Bericht). Die Herrn Offiziers konnten sich auf diese Weise noch einmal die Bedeutung des Terrains verinnerlichen.

Capitaine Schmidt referierte über die Vorgeschichte des Herbstfeldzuges 1813 und den eigentlichen Übergang bei Wartenburg am 3. Oktober 1813. Aus den oben beschriebenen Regeln folgt, mit welchem extremen Wagnis der Übergang bei unbekannter Stärke des Feindes und weitgehender Unkenntnis des Terrains verbunden war.

Den Samstagmorgen eröffnete Capitaine Blesson mit den Blockhäusern, einer neuen Befestigungsweise im Felde, welche zuerst im bayerischen Erbfolgekriege erprobt und von dem jüngst verstorbenen Major Müller erstmals beschrieben wurden, dessen sehr unterrichtendes Werk „Feldverschanzung auf Winterpostierungen“ noch heute mit Nutzen zu lesen ist. Blockhäuser sind befestigte Häuser, in denen sich ein kleiner Posten bis zum Entsatz halten kann. Im letzten österreichisch-französischen Kriege 1809 haben die Blockhäuser bei Malborgeth und am Predilpaß ihren außerordentlichen Nutzen bewiesen. Vor- und Nachteile der Blockhäsuer im Vergleich mit der offenen Redoute wurden am Modell vorgestellt (siehe Bericht).

Colonel Chasseur hebt nach de Brack die praktische Bedeutung des Vorpostendienstes der Kavallerie hervor, welche als die Augen der Armee fungiert. Viele kleine nützliche Einrichtungen erleichtern das Leben des auf sich gestellten Manns im Felde, weitab von der sicheren Versorgung der Hauptarmee.

Capitaine Henri Christian Schäfer widmete sich einem Thema aus der Stabsarbeit, nämlich dem sehr belehrenden militärischen Schreibstil nach Rumpf, welches bisher leider zu wenig Eingang in die Praxis gefunden hat (siehe Bericht). Auch wurden diverse Schreibwerkzeuge und das Illuminieren vorgestellt. In einer Übung setzten die Herrn Offiziere dann taktische Meldungen nach der vorgeschriebenen Art um, wie sie dann auch im Kriegsspiel in Gebrauch gesetzt werden sollen.

Die dann servierte Suppe wurde in heiterer Runde eingenommen.

Der frühe Nachmittag gehörte den praktischen Übungen, also dem Krokieren einer Wegeskizze (Itinérairs) um das Schloß, geleitet von Capitaine Blesson. Hierzu genügt ein Blatt Papier mit einem Gitter von 1“ Abstand, welches dann die Distancen von 50, 100 Schritt in Dörfern vorgibt, im Feld können bis zu 500 Schritt nützlich sein. Ein in das Krokierbrett eingeschnittene Bussole leistet vorzügliche Dienste.

Das (Ab)Zeichnen widmete sich verschiedenen Gegenständen, auch nicht militärischen, zum Exemplum einem Akt nach Vorlage. Cap. Blesson ließ es sich nicht nehmen, jeden einzeln auf Verbesserungen aufmerksam zu machen: Die Zeichnungskunst ist nämlich eine Schule des aktiven Sehens und Begreifens, und oft auch im Felde nützlich.

Später Nachmittag: Die einstündige Einführung in das Kriegsspiel (Übergang bei Wartenburg) widmete sich den erweiterten Regeln über die Feuerkraft von Artillerie und Infanterie, sowie dem Nahkampf, die mit Hilfe neuer Würfel wie in der Reißwitz’schen Anleitung hergestellt sind. Zur Vereinfachung für die im Spiel ungeübten Offiziers wurden die Bataillone- und Eskadronen als kleinste Einheiten angenommen, nicht die Sektionen, wie eigentlich von dem Herrn Premierlieutenant v. Reißwitz.

Zum Diner wurde Gala befohlen, d.h. Kniehose, Galarock (soweit vorhanden) und Dekorationen. Das frugale Diner war dem Stile des Hauses  entsprechend ein dreigängiges Menü, mit Kürbissuppe als Entré, einem Fricasse als Hauptgang und einem Quittenkompott als Nachspeise.

Der inzwischen eingetroffene, uns wohl bekannte Musicus K. Müller gab, wenn freilich etwas fröstelnd, die folgenden Piècen auf dem Hammerklavier im ungeheizten Jagdsaale zum Besten: Der Pariser Einzugsmarsch, leider anonym, entzückte die Herrn vom alliierten Lager, die Herren vom anderen Lager dafür etwas weniger. Eine Sonate von Cramer, Variationen von Hummel über ein Thema von Gluck und ein Allegro di bravura von Tomásek folgten. Letzterer steht bereits am Beginn des Virtuosentums.

Der Sonntagvormittag von neun bis ein Uhr gehörte dem Kriegsspiel, wie im nächsten Bericht ausführlich beschrieben.

Capitaine Blesson verabschiedete um ca. zwei Uhr die Absolventen des diesjährigen Kursus.

(c) Photos: Henrik Schaper, Patrick Köstel, Lukas Fischer, Martin Klöffler

Die Herrn Officiers

Capitaine Blesson

Capitaine Blesson

Oh Tantalusbox

Oh Tantalusbox

Bereit

Bereit

Die weiteren Herren

Die weiteren Herren

Bursch

Bursch

Anrichten

Anrichten

Preuß und Franzos

Preuß und Franzos

Beim Mittagsmahle

Beim Mittagsmahle

Burschen

Anzünden

Anzünden

Aufgestellt in Reih und Glied

Aufgestellt in Reih und Glied

Am Lavabo

Am Lavabo

Verwahren

Verwahren

Der Unterricht

Eröffnung der Kriegesschule

Eröffnung der Kriegesschule

Stundenplan

Stundenplan

Kriegsbibliothek

Kriegsbibliothek

Mittel für den Unterricht

Mittel für den Unterricht

Capitaine Schmidt

Capitaine Schmidt

Die Schlacht von Wartenburg

Die Schlacht von Wartenburg

Meine Herren

Meine Herren

Capitaine Henri Christian Schäfer

Capitaine Henri Christian Schäfer

Die Herren Absolventen

Die Herren Absolventen

Übergänge

Croquis

Croquis

Haas'sche Karte von 1799

Haas'sche Karte von 1799

Brückenschanze

Brückenschanze

Hölzerner Ponton

Hölzerner Ponton

Bockbrücke

Bockbrücke

Blockhäuser

Unterricht

Unterricht

k.k. Blockhaus

k.k. Blockhaus

Besson'sches Manuskript

Besson'sches Manuskript

Profil

Profil

Kreuzblockhaus

Kreuzblockhaus

Modell

Modell

Schrägansicht

Schrägansicht