Gute Manieren
Zum Fach Fortifikation gehörte auch eine Einführung in die Systeme und Manieren des permanenten Festungsbaus,
die an Hand von Plänen und (vereinfachten) dreidimensionalen Modellen veranschaulicht wurden.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts waren dies die alt- und neuitalienische, Vaubansche, altniederländische, Coehornsche, Carnotsche Manieren sowie die der
Ingenieurschulen von Metz und Mézières sowie die von Dürer.
Das hier zu sehenden Modelle zeigen u.a. Vaubans erste Manier mit zurückgezogenen Flanken der Bastionen, wie sie in vielen französischen Festungen ab ca.
1680 realisiert wurde. Die schematische Anlage galt immer nur für Festungen in der Ebene, bei der auf Besonderheiten des Geländes keine Rücksicht genommen zu werden brauchte.
Die sog. Zastrowschen Modelle entstanden in Berlin ab 1830 und dienten der Erziehung des Offiziersnachwuchses, insbesondere der Artillerie- und
Ingenieuroffiziere. Erhaltene Modelle befinden sich heute in den Museen in Rastatt, Königstein / Sachsen, St. Petersburg, Wismar, Berlin, Weimar, Ingolstadt, Dresden, Straßburg und Karlsruhe.
Die Farbgebung der Modelle entspricht nicht den natürlichen Verhältnissen, sondern die Farben sollen die charakteristischen Bauformen und Materialien
hervorheben. Im einzelnen sind dies bei den gezeigten Modellen:
Terreplein (Wallgang) und Rampen: sandgelb
Gräben: beige / elfenbein
Wallanlagen: olivgrün
Glacis: mittelgrün
Mauerwerk: Karmin
Hof, gedeckter Weg: Mittelbraun
Wasser: blau
Die Modell sind nur geringfügig im Verhältnis 1:1;2 überhöht, geben also in schräger Aufsicht einen recht realistischen Eindruck vom Commandement des
Hauptwalls zu den Vorwerken wieder.
Den größten Theil des Unterrichts in der Befestigungskunst nimmt die Beschreibung und Kritik derjenigen Befestigungsmethoden ein, welche von den berühmtesten Ingenieuren der Deutschen, Italiener,
Holländer, Franzosen und Schweden in verschiedenen Zeitaltern aufgestellt wurden.... Keine andere Wissenschaft bietet der Spekulation so viel Spielraum dar, als die Fortifikation. Dies beweisen die zahlreichen
Entwürfe... denn man nimmt an, dass über fünfhundert verschiedene Befestigungsmethoden existieren.
Alexander von Zastrow: Geschichte der beständigen Befestigung, 3. Auflage, Leipzig, 1854, Vorwort
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