Ingenieurgeograph

Ingenieur_geographe_1812_logoxxx

 Donnerstag, 9. Oktober 2014

home
Geschichte
Living History
Aufnehmen
Kroquiren
Distanzen messen
Triangulieren
Meßtischaufnahme V
Pläne aufnehmen
Kataster aufnehmen
Nivellieren
Minieren
Ort bestimmen
Entwerfen
Abstecken
Navigieren
Zeichnen
Unterrichten
Festungsmodelle
Schanzen
Kriegsschule 1765
Kriegsschule 1766
Math.phys.Salon 1767
Salle des officies 1770
Kriegsschule 1811
Kriegsschule 1815
Kriegsschule 1816
Kriegsschule 1817
Kriegsschule 1819
Torgau 1813
Kriegsschule 1820
Kriegsschule 1812
Kriegsschule 1813
Instruction 1807
Dokumente
Spielen
Publikationen
Links
Termine
Ausstellungen
Kontakt
Neu

Die Blockade und Belagerung der Festung Torgau 1813

bei der Kriegesschule 1819

Der Capitain Schmidt referierte über die französische Sicht der Verteidigung nach dem franz. Ingenieuroffizier Augoyat, während der Major Schäfer über die preußischen Quellen des Artillerieroffiziers Vogel und des Diakons Bürger berichtete. Diese Referate bildeten den geschichtlichen Hintergrund für das Kriegsspiel am Sonntag. Zusammenfassend läßt sich festhalten:

Die Festung Torgau wurde als Hauptwaffenplatz des Königreichs Sachsen nach ersten Entwürfen des sächs. Obersten von Aster, dann von dem sächs. Ingenieuroberst Lecoq als Festung „à cheval“, d.h. zu beiden Seiten der Elbe, gebaut. Die Hauptumwallung wurde als sog. „Front moderne“ geplant, die beiden Forts Zinna und Mahla schützten die dominierenden Höhen in Kanonenschußweite oberhalb der Hauptfestung, ein Brückenkopf die Elbbrücke, 4 weitere Lünetten jeweils paarweise  stromaufwärts und –abwärts die Elbe und die Hauptfestung. Im Frühjahr 1813 wurde die Festung von den sächsischen Truppen an die damals verbündeten Franzosen übergeben, und diente fortan als Zentraldepot für die sächsische Campagne. Nach der Schlacht von Dennewitz erfüllte die Festung zum ersten Mal ihre Aufgabe, als sie den Rückzug des Ney’schen Corps von Dennewitz deckte. Nach Ablauf des Waffenstillstands im September 1813 wurde unter dem franz. Gouverneur Narbonne die halbfertige Festung, bei der insbesondere die Revêtierung der Wälle fehlte, armiert und auf 3 Monate verproviantiert. Sie war damit gegen Handstreich, aber weniger gut gegen eine förmliche Belagerung gesichert. Zusammen mit den Festungen Wittenberg und Dresden fiel Torgau die Aufgabe zu, die mittlere Elblinie zu schützen, und die Option einer möglichen Offensive in das preußische Kernland offen zu halten.

Nach der Schlacht von Leipzig wurde die Festung vollständig von einem preuß. Corps mit ca. 20.000 Mann unter Gen. v. Tauentzien blockiert. Der Belagerungspark wurde aus Spandau und Potsdam bis Mitte November herbeigeschafft. In die Festung flüchteten sich Teile des kaiserlichen Trains sowie der franz. Beamtenschaft, so daß die Garnison anfangs ca. 30.000 Mann betrug, wo eigentlich nur 6.000 Mann zur Verteidigung gegen einen förmlichen Angriff erforderlich gewesen wären. Hinzu kamen noch von den Schlachtfeldern ca. 11.000 Verwundete in den Hospitälern. Ende November wurden die Laufgräben gegen das Fort Zinna eröffnet, welches nach 14 Tagen förmlicher Belagerung von den Franzosen geräumt wurde, obwohl die Belagerer artilleristisch unterlegen waren. Diesen gelang es nämlich, die erste Parallele zeitgleich mit den Batterien binnen zweier Nächten zu etablieren. Das Innere des Forts Zinna besaß (außer den Poternen) keine bombensicheren Räume, so daß die Verteidiger den Bomben der beiden Wurfbatterien schutzlos ausgesetzt waren.

Nach mehreren schweren Bombardierungen, die ca. 200 der 500 Häuser ruinierten, und wegen des drohenden förmlichen oder gewaltsamen Angriffs gegen den von Höhen von Zinna und Mahla dominierten Teils der Hauptumwallung (Fronte 5-6), kapitulierte die geschwächte franz. Besatzung unter Gen. du Taillis bedingungslos am 23. Dezember, wobei mit Vollzug der Kapitulation am  10. Januar 1814 ca. 4200 Mann in Gefangenschaft gingen und ca. 3000 in den Hospitälern verblieben.

Die Ursachen für den Fall der Festung waren

  • Ein fehlendes befestigtes Lager an der Eilenburger Straße, welches durch Außenwerke geschützt wurde, wie im nachfolgenden preußischen Ausbau der Festung
  • die fehlende bauliche Infrastruktur wie bombensichere Kasernen, Arsenale, Hospitäler,
  • der Mangel an Frischwasser (aus der Röhrenleitung von Siptitz)
  • die Unterproviantierung, die eine Kürzung der Rationen nach sich zog, welche wiederum die noch dienstfähigen Soldaten schwächte,
  • die Überbelegung der Quartiere, welche unter mangelnden hygienischen Bedingungen die Ausbreitung von Typhus und Fleckfieber begünstigte, und
  • das fehlende Heizmaterial im Winter.
  • Auf der artilleristischen Seite trugen das Fehlen von Wurfgeschützen und zu geringe Pulvervorräte zum Fall bei, obwohl die Festung sonst genügend mit Kanonen dotiert war.

Die krankheitsbedingten franz. Verluste von ca. 25.000 Mann müssen als singulär in den Belagerungen der Neuzeit bezeichnet werden.

Quellen

  • Augoyat: Relation de la défense de Torgau par les troupes françaises en 1815: sous les généraux de division comte de Narbonne et comte du Taillis, Paris 1840, deutsche Übersetzung in: Archiv für die Artillerie- und Ingenieur-offiziere des deutschen Reichsheeres, 6. Jahrgang, 12. Band, Berlin 1841, S. 186 ff.
  • Bürger, Johann Christian August: Nachrichten über die Blockade und Belagerung der Elb- und Landesfestung Torgau im Jahre 1813, Torgau 1838
  • Plotho, Carl von: Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814, Zweiter Theil, Berlin 1817, S. 540 ff.
  • Vogel, J.L.: Die Belagerung von Torgau und Wittenberg 1813/1814, Berlin 1844

Festung Torgau 1813

Elb- und Landesfestung Torgau

Elb- und Landesfestung Torgau

Fort Zinna

Fort Zinna

Die Stadt- oder Hauptumwallung

Die Stadt- oder Hauptumwallung

Modell einer bastionierten Umwallung

Modell einer bastionierten Umwallung

Artillerie: Geschoßbahnen, Modelle und Pläne

Schußbahnen und Wirkung

Schußbahnen und Wirkung

Seine Majestät

Seine Majestät

Eine Kasemattschleife

Eine Kasemattschleife

Engl. 32-pfündiges Festungsgeschütz

Engl. 32-pfündiges Festungsgeschütz

Gribeauval-Lafette

Gribeauval-Lafette

24-pfündiges französisches Küstengeschütz

24-pfündiges französisches Küstengeschütz

Ein französischer stehender Mörser

Ein französischer stehender Mörser

12-zölliger engl. Mortier

12-zölliger engl. Mortier

Sächsische Depressionslafette

Sächsische Depressionslafette

Pontonnierwesen

Sächsische Pontons

Sächsische Pontons

Behelfsbrücken

Behelfsbrücken

Kriegsbrücken

Kriegsbrücken

Minierkunst: Überladene Minen bei Schweidnitz 1762

Überladene Minen

Überladene Minen

Förmlicher Angriff

Förmlicher Angriff

Österreichische Konterminen

Österreichische Konterminen

Preußische Angriffsminen

Preußische Angriffsminen