8te Kriegesschule Zeilitzheim
vom 6ten bis 8ten Decembris 1813
Die 8te Kriegesschule nahm die Heeresorganisation und das Kriegsspiel eines Begegnungsgefechtes zum Thema. Auch sollte die Arbeit vom Corps- und Brigadestab in Leipzig bei der Völkerschlacht behandelt werden. Es nahmen teil: 12 Offiziere aus den drei Truppengattungen als auch 2 civile Erfinder, welche die Referenten stellten, und denen sieben Burschen bzw. Diener zur Verfügung standen.
Der zweitägige Kursus war wie folgt belegt.
Am Freitagmittag hielt Herr Major v. Reiche, Lehrer im Kadettencorps und derzeit Oberquartiermeister im III. Armeecorps die Einführung über den Charakter der künftigen Kriegesschulen, die hier im Auszuge wiedergegeben werden sollen.
„Der Zweck der allgemeinen Kriegsschule als oberster Militär-Unterrichts-Anstalt, zu welcher den geeigneten Offizieren aus allen Waffen der Zutritt gleichmäßig freisteht, wird
folglich zukünftig sein: die an ihr Teilnehmenden in die höheren Zweige der Kriegs-Wissenschaften einzuführen, sie zu den Geschäften des Generalstabes
vorzubereiten, und indem man zugleich auch die höheren wissenschaftlichen Bedürfnisse der Ingenieur- und Artillerie-Offiziere ganz besonders zu berücksichtigen suchen wird.
Es werden daher in einer dreijährigen Reihe von Vorlesungen alle militärischen Wissenschaften so vollständig, als es in Vorlesungen möglich ist, vorgetragen werden. Es ergibt sich
hieraus von selbst, daß es eine unrichtige Ansicht sein würde, wenn jemand die Kriegsschule nur als eine Fortsetzung und Ergänzung der Brigade-Anstalten betrachten wollte, in welche jeder, der den Brigade-Unterricht
sorgfältig benutzt hat, in der Folge unmittelbar eintreten könnte…
Es sollen keine gelehrte, sondern im vollen Sinne des Worts für ihren Beruf brauchbare Männer gebildet werden.“
Major v. Reiche stellte sodann einige neuere Werke aus seiner Kriegsbibliothek vor und ermunterte die zum ersten Male anwesenden Offiziere, davon regen
Gebrauch zu machen.
Das gedachte taktische Kriegsspiel (Mühlberg 1813) vom Samstag setzt folgende Kenntnisse voraus, die deshalb noch einmal gelehrt wurden:
1tens: Signaturen oder militärische Plancharaktere. Der Referent unterscheidet ausgearbeitete Plancharaktere auf Reinzeichnungen und
gedruckten Werken sowie solche für die flüchtigen Krokis auf dem Felde.
2tens: Die Petrikarte des preußischen Ingenieurcapitains wurde auf Veranlassung seiner Majestät, König Friedrich II von Preußen, nach dem siebenjährigen Kriege für Sachsen aufgenommen. Diese Karte war selbst 1813 die beste, weil nämlich einzige gedruckte, Karte von Sachsen. Diese lag im originalen Maßstab 1:33.333 vor, und wurde für das Kriegsspiel auf 1:8.000 vergrößert.
3tens: Herr Major stellte die General- und Spezialidee vor, teilte die Parteien Blau und Rot nach dem Prinzip der Armeecorps ein und umriß noch
einmal das Regelwerk v. Reißwitz.
Das nachfolgende Buffet um 8 Uhr gab Gelegenheit zu regen Austausch.
Das Kriegsspiel begann am Samstag schlag 9 Uhr morgens und endigte sich auf Geheiß des Herrn Majors um 1 ¼ Uhr mittags.
Die vorgehaltene Suppe war schnell eingenommen und die einstündige Exkursion führte auf den Hang und die Hügelkuppe ob Zeilitzheim, um die Position des
gedachten optischen Telegraphen an der Linie Würzburg bis Bamberg zu erkunden.
Die Lektion über den optischen Telegraphen nach Chappe, gehalten von Erfindern, den Herren Buchholtz und Bommel, fand den ungeteilten Beifall aller
Offiziers, ja sogar des übrigen Lehrpersonals und wurde deshalb bis weit nach Sonnenuntergang fortgesetzt. Die angesetzte Telegraphie-Übung mit drei Gruppen zu je vier Offizieren verlief überaus vielversprechend und
gibt zu den schönsten Hoffnungen Anlaß, daß für hiesiges Kriegsministerio ein Versuchsbau in Anschlag gebracht werden kann.
Für das Diner am Samstag war Gala befohlen, soweit bei den jungen Herren Offiziers verfügbar.
Die Lektionen vom Samstagnachmittag wurde am Sonntag ab 9 Uhr nachgeholt:
Major v. Reiche erläuterte die Anwendung des Telegraphen bei der Belagerung von Hamburg 1813 auf 14. Daran schloß sich ein Vergleich der Kriegsdienstpflichten in Preußen, Frankreich und Bayern an.
Capitaine Schaeffer umriß die Geschichte und Aufgaben des kaiserlich-französischen Kriegskommissariats.
Colonel Chasseur stellte die kaiserlich-französische Armeegliederung des Jahres 1813 vor.
Rittmeister Wehrlin von den badischen Husaren erläuterte die Pferderassen, ihren Charakter, ihre Verwendung für die Truppengattung sowie ihre täglichen
Futterrationen.
Major v. Reiche verabschiedeten nach der Mittagszeit um ca. zwei Uhr die Absolventen des diesjährigen Kursus.
(c) Photos: Martin Klöffler, Friedrich-Wilhelm Yorck de Terra
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