8te Kriegsschule Zeilitzheim
Kriegsspiel Mühlberg 1813
vom 7ten December 1813
Die General-Idee
Der gedachte Ausfall des III. franz. Armeecorps aus Dresden, welches sich mit den Besatzungen der Festungen Torgau und Wittenberg auf dem rechten Elbufer
vereinigen will, ist Grundlage der Handlung. In der rechten Flanke sind bereits Teile der schles. Armee in Marsch gesetzt, um den franz. Train in die Hand zu bekommen und die Truppen vom Marsch abzudrängen.
Die Spezial-Idee oder das Szenario
Das ca. bei Mühlberg lagernde franz. Armeecorps ist nur noch einen Tagesmarsch von dem Brückenkopf Torgau entfernt, welcher von schwachen preußischen
Landwehrbataillons des Gen. Wobeser blockiert wird. Im Morgengrauen soll das Corps, welches einen schwerfälligen Pulver- und Fouragetransport decken soll, entlang der Chaussee nach Norden marschieren, siehe franz.
Tagesbefehl. Die bei der schwarzen Elster in Eilmärschen übergehenden preußischen Truppen sollen diesem Corps in die Flanke fallen.
Die Absichten des Schiedsrichters
Sind, daß die Herren Offiziers
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der Bedeutung der Vorposten und Recogsnoszierung Rechnung tragen
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Verdeckte Bewegungen und Aufklärung kennenlernen.
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Ein ungeplantes Begegnungsgefecht meistern
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den Faktor Zeit bei Meldungen und Märschen berücksichtigen
Das Terrain
Der Abschnitt wird geteilt durch die Elbe : Auf dem westlichen Hochufer liegt Belgern, welches von schwachen Rheinbundkräften besetzt ist. Das östliche
Ufer ist teilweise eingedeichtes Schwemmland, im übrigen eben und von einigen kleinen Wäldern (Hutungen) coupiert. Fähren liegen bei Mühlberg und Belgern. Ersterer Ort hat noch eine franz. Schiffsbrücke erhalten.
Die nur teilweise befestigte Chaussee von Mühlberg nach Torgau verläuft in nord-westlicher Richtung durch einige Waldungen und Dörfer. Das Terrain ist
zwischen den Gewässern offen und eignet sich gut für das Manövrieren größerer Einheiten. Ein Korridor zwischen Liebenwerda und Elbe kreuzt sich mit der Chausse bei Wenzendorf, wo sich auch die Poststation befindet.
Die in nordwestlicher Richtung abfließende weiße Röder und schwarze Elster, eingebettet in sumpfige Wiesen, sind in einigen Passagen und Furten gangbar,
sonst nur für die leichte Infanterie praktikabel.
Witterung
Das regnerische Wetter der vorangegangenen Woche hat die Wege und Äcker aufgeweicht, so daß der Train nur entlang der Chaussee vorgehen kann.
Kartenwerk
Die auf Kupfer gestochene Petrikarte von Mühlberg wurde vergrößert auf 1:8.000.
Die Disposition
Auftrag der roten Partei (Franzosen) ist, mit dem Train nach Torgau durchzubrechen, die Flottille zu begleiten und keine schweren Gefechte anzunehmen
(Siehe Tagesbefehl).
Die blaue Partei (Preußen) soll die französische Kolonne abdrängen, den Train erbeuten oder vernichten, und sich obendrein in den Besitz der Kriegsbrücke
bei Mühlberg setzen. (Siehe Tagebefehl).
Die Regeln
Sind die nämlichen wie in den vorigen Jahren, nämlich eine vereinfachte Fassung auf Bataillonsebene, jedoch erweitert um:
Die Sichtweite bei ebenem, unbedeckten Terrain wurde auf da. 3-4km bestimmt. Der Anfangs verdeckte Aufmarsch wurde mittels beigelegtem Reduktionszirkel
im Verhältnis 1:4 auf den Detailkarten notiert.
Die Protokollanten kündigten die Zugnummer und die zur Verfügung stehende Zeit an.
Die Parteien mit den Detailkarten wurden abseits der Hauptkarte platziert. Die Oberkommandierenden waren anfangs nur durch Meldungen über die Lage ins
Bild gesetzt.
Die Parteien
Als Oberkommandierender wurde Colonel Chausseur bestimmt, dem Capitaine Brenneisen, Rittmeister Wehrlin, Colonel Westhoff und Capitaine Schmidt
beigegeben wurden.
Preußischerseits erhielt Oberst v. Loriol mit dem Adjutanten Premierlieutenant v. Happe das Kommando. Diese wurden von Capitaine Thiele,
Secondelieutenant Rosenthal und Major Schluppkothen unterstützt.
Major v. Reiche übernahm den ersten Vertrauten, Capitaine Schaeffer den zweyten Vertrauen. Als Zeitmesser und Protokollanten wurden die Herren Erfinder
Buchholtz und Bommel bestimmt.
Insgesamt waren also 14 Akteure beteiligt.
Die Vorbereitung
Am Freitag abend erhielten die Oberkommandierenden einen Umschlag mit der Übersichtkarte, Detailkarte, Tagesbefehl und Ordre de Bataille. In der
Detailkarte waren jeweils die weitesten Vorpostenlinien für den Samstag morgen eingetragen.
Die Oberkommandieren waren angehalten, die Disposition des nächsten Tages schriftlich einzureichen, doch geschah dies nur mündlich.
Das Spiel
Lage Samstag Morgens
Das französische Armeecorps hat sich am Freitag abend um Mühlberg konzentriert, und angesichts des zu erwartenden Überfalls Vorposten gegen
Merzkirch, Burgsdorf und Weinberge vorgeschoben. Die Reserve steht noch südlich von Mühlberg (siehe Tagesbefehl und Ordre de Bataille).
Die Partei Blau hatte alle Übergänge über die schwarze Elster und die weiße Röder besetzt und wird im Morgengrauen in Kolonnen aus Cröbeln, Gosilenzgen,
Möglitz, Liebenwerda, Lausitz und Wahrenbrück gegen die Flanque vorgehen. (siehe Tagesbefehl und Ordre de Bataille).
Erste Phase:
Französische Kavallerievorposten der Avangarde gehen bis auf Sichtweite der weißen Röder vor und melden bald den Vortrab größerer Truppenmassen, die bei
Cröbeln, Gosilenzgen, Möglenz und Kauxdorf gegen Westen vorgehen. Die Partei blau verzichtet auf Recognoszierung (sic!) und sucht in Eilmärschen gegen die Chaussee vorzugehen.
Zweite Phase: Erste Vorpostengefechte, die franz. Vorposten werden aus den Wäldern zurückgedrängt. Die französische Avantgarde zieht sich auf
Wenzendorf, Cossdorf und das Posthaus bei Lehnsdorf zurück und wird angegriffen. Ein franz. Halb-Batterie ohne Bedeckung hinter dem Dorf geht verloren, die andere Batterie bekämpft mit gutem Erfolg eine pr. Batterie.
Dritte Phase: Das französische Gros aus Mühlberg geht in zwei Kolonnen nach Norden vor: die westliche wird gebildet vom Train und die östliche von
der Reserve. Die Dragoner und die reitende Batterie weisen einen Angriff von 4 preußischer Husareneskadronen bei Burgsdorf ab, die völlig zersprengt wurden.
Die südlich bei Langenrieth und Wendisch Burschitz stehenden pr. Kräfte standen kurz vor dem Engagment.
Die aus Torgau heranrückende drei pr. Landwehrbataillone hätten nach ca. einer Stunde bei Kötten / Blumberg eingreifen können.
Ergebnis
Als das Gefecht um 1 ¼ Uhr abgebrochen wurde, hatte noch keine der beiden Parteien ihr Ziel erreicht. Die Kriegsbrücke bei Belgern ist in Brand gesetzt.
Für die Partei Blau gibt es Punktabzug, weil die Flotille von Mühlberg nicht in Marsch gesetzt wurde.
Die Entscheidung mußte im Zentrum bei Wenzendorf fallen. Nach Einschätzung des Unparteiischen wäre der Partei Blau der Durchbruch gelungen, jedoch unter
hohen Verlusten und sehr wahrscheinlich unter Aufgabe des Trains.
Bewertung
Partei Rot (Franzosen)
Die weitgeschobenen Kavallerieposten waren gut eingesetzt. An der Verständlichkeit der Meldungen muß noch gearbeitet werden.
Allerdings bleibt unverständlich, warum sich alle Truppen vor oder hinter dem langsam bewegenden Train bewegen mußten, denn ein Angriff aus Osten war ja
schließlich zu erwarten. Deshalb wäre eine Teilung von Anfang an in eine weiter westlich vorgehende Kolonne, die den Angriff auf den Tran hätte abwehren können, die richtige Entscheidung gewesen.
Der Auftrag der Avantgarde wäre gewesen, die Chaussee nach Norden frei zu halten, coute que coute. Insofern hätte die Passage zwischen Wenzendorf und
Marxdorf/Bömitz besetzt werden müssen, um den Angreifer so lange wie möglich von Wenzendorf abzuhalten.
Partei Blau (Preußen)
Das schnelle, entschiedene Vorgehen gegen die Chaussee war die richtige Entscheidung. Allerdings waren die Kolonnen voneinander isoliert und hätten sich
im Falle eines Rückschlags kaum gegenseitig unterstützen können. Das erste Ziel ist aber erreicht: die Chaussee nach Torgau ist blockiert und müßte von der Partei rot freigekämpft werden.
Vorposten: Die Herren müssen noch die derbe Lektionen lernen, wozu die leichte Kavallerie gut sei. Das Avancieren glich einem zufälliges
Hineinstolpern in ein Gefecht.
Artillerie: Der zögerlich Einsatz der pr. Batterie vor Wenzendorf ist unverständlich, denn angreifende Batterien gehen immer bis auf
Kartätschenschußweite vor, besonders, wenn sie kein Konterfeuer zu fürchten haben. Vom Bogenschuß auf Häuser ist nur ein geringer Effekt zu erwarten. Diese Beobachtung mußte der Unparteiische zum wiederholten Male
machen.
Infanterie: Ein Feuergefecht gegen im Dorf stehende Truppen ist immer zum Nachteil des Angreifers, hier wäre der schneidige Bajonettangriff das
Mittel der Wahl.
Kavallerie: Die Überlegenheit wurde nicht genutzt, besonders für die Vorposten. Es macht keinen Sinn, die leichte Kavallerie für eine Attaque ohne
Not auf eine reitende Batterie zu opfern.
Wie in den Vorjahren, möchte der Herr Schiedsrichter allen Officiers immer und stets auf das Allerlebhafteste rekommandieren, endlich aus dem
Schatten ihrer eigenen Truppengattung herauszutreten, denn ein Generalstabsoffizier wird nur dann wahrhaft nützlich sein, wenn er keine Gattung bevorzugt und alle zu verwenden weiß.
Verbesserungen des Spieles
Der Herr Schiedsrichter hat dieses Mal drei weitere Assistenten hinzugezogen, um dem Spiel einen flüssigeren Gang zu geben und um Regel konform
umzusetzen.
Es bleibt immer noch das leidige Würfeln in unentschiedenen Situationen und das Führen der Verlustlisten, was vereinfacht werden muß.
Soweit die unmaßgebliche Meinung des Herrn Vertrauten.
Quellen
Reiswitz siehe vorige Kriegsspiele
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(c) Photos: Martin Klöffler, Friedrich-Wilhelm Yorck de Terra
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