Aufgabe
Portrait einer lebenden Person ganz nach der Natur zu nehmen.
Lösung: Schattenriß
Die zu portraitierende Person wird vor die Projektionsfläche gesetzt: dies ist ein Karton von der 1 1/2-fachen Größe des Kopfes einschließlich des
Schlüsselbeins. Dieser Karton wird mit Reisnägeln an der Wand befestigt, oder auf einem Brett aufgeleimt, welches auf eine Staffelei gestellt wird. Dabei ist darauf zu achten, daß die Person so nah als möglich
an die Projektionsfläche rückt.
Als (näherungsweise) punktförmige Beleuchtungsquelle ist entweder eine Kerze oder Rüböl- bzw. Steinöllampe zu nehmen. Ein Reflektor ist nicht dienlich, da
er in der Regel nur Streulicht erzeugt, welches die benötigten scharfen Konturen nur verschwimmen läßt. Die Lichtquelle wird im abgedunkelten Zimmer etwa 20-30 Zoll am Kopf, etwa in Augenhöhe aufzustellen. Jedoch
nicht zu nahe, weil der Kopf sonst zu groß projiziert wird. Der kürzeste Abstand zwischen Flamme und der Mitte der Projektionsfläche sollte daher annähernd senkrecht auf der Projektionsfläche stehen.
Als weitere Lichtquelle mag klarer Sonnenschein herhalten; jedoch müssen dann Verzerrungen durch den schrägen Einfall des Sonnenlichts vermieden werden.
Mit dem Bley werden die Konturen auf dem Karton nachgefahren. Die so entstandene Vorzeichnung muß mit einem mittelgroßen Pantographen bzw. Storchschnabel um
den Faktor 1:4 bis 1:6 reduziert werden. Die Schenkellänge des Pantographen sollte daher mindestens 15 Zoll betragen, wenn die Verkleinerung seitwärts liegen soll, bei zentraler Projektion sind auch kleinere
Pantographen sehr brauchbar.
Das fertige Portrait kann auf zwei Weisen erstellt werden:
(A) Scherenschnitt: Die Reduktion wird direkt auf schwarzen Karton gezeichnet, welcher mit einer feinen Schere ausgeschnitten wird.
(B) Tuschzeichnung: Der gezeichnete Umriß wird mit schwarzer Tusche ausgemalt, wobei sich oft mehr Feinheiten ausgestalten lassen als beim vergleichsweise
groben Scherenschnitt.
Ergebnis
Lebensnahes Portrait, welches auch gerahmt werden kann. Mehrfache Kopien können an Freunde und Verehrer verschickt werden, wie es z.b. unser Geheimrat
Goethe in jungen Jahren tat.
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