Les Lunettes des armées - Die Fackeln der Feldherrn
Die Ingenieurgeographen
erkundeten während des Krieges Kolonnenwege, leiteten den Bau von Wegen, Brücken und Verschanzungen, führten Kartenberichtigungen und Rekogniszierungen (Geländeerkundung) aus und krokierten (croquirten = zeichneten) das Gelände. Sie waren im Verbund mit den leichten Truppen, inbesonders den Husaren, für die Nahaufklärung zuständig und dem Stab des Feldherrn angegliedert. Im Sächsischen, Hannöverschen und in den k.k. Staaten werden die Ingenieurgeographen in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auch
Feldingenieure genannt. Ihre Aufgaben waren also strikt von denen der Ingenieuroffiziere unterschieden.
Die Feldingenieure sind die heimlichen ‘Stars in auf den Feldzügen. Trotz ihrer wenig sichtbaren Tätigkeit als militärische Aufklärer hingen die
Beobachtung des Feindes und die Berichterstattung von ihren Kenntnissen ab.1
Eine erste Instruktion Friedrichs II. für seine Feld-Ingenieurs ist in seinem Breslauer Winterquartier 1758 nachgewiesen. Beim Zeichnen waren nur Brouillons
(Situationskizzen) gefragt.
Die eigentliche Kartenaufnahme fiel daher bis 1790 den Ingenieuroffizieren zu. Ihre Ausbildung erhielten die Ingenieurgeographen auf zivilen Fachschulen und lange Zeit gingen sie aus den sogenannten Baukondukteuren,
das heißt Aufsehern für die öffentlichen Bauten, sowie Feldmessern und Forstbeamten
hervor. Die Prüfungsanforderungen setzten sie in Friedenszeiten in die Lage, nicht nur zu triangulieren, zu topographieren und die Uraufnahmen für ein kleinmaßstäbliches Kartenwerk zusammenzustellen, sondern auch als Lehrer tätig zu sein.
Die Ingenieurgeopraphen wurden ab 1790 dem Generalquartiermeisterstab beigegeben, welcher also ab 1803 zum sog. großen Generalstab
umbenannt wurde. Wegen ihrer besonderen Fähigkeiten im Zeichnen wurden sie auch als “Dessinateurs” bezeichnet, aber als unbrauchbar für wirklichen Kriegsdienst angesehen. Ingenieurgeographen waren in ihren Dienstvorrichtungen als Adjoints (Adjutanten) vom Generalstab der Armeekorps abhängig, zeitweise auch dem Ingenieurkorps zugehörig. Zivile Baukondukteure wurden ab 1812 für die Dauer des Krieges im Rang eines Portepeefähnrichs angestellt und konnten zu wirklichen Offizieren, also Secondelieutenants, aufrücken. Organisatorisch waren sie der Plankammer des Kriegsministeriums, zuständig für die Kartenverwaltung, zugeordnet.
Für die großen Triangulationen bei der Landesvermessung nach 1815 fehlte ihnen meist jedoch die mathematische Ausbildung in der sphärischen Triogonometrie;
diese Aufgaben wurden in Preußen von Offizieren übernommen, die in Geodäsie oder Astronomie ausgebildet waren bzw. eine besondere Neigung zu diesen Fächern hatten. (Trigonometrische Abteilung des Generalstabs)
Ab 1815 wurde der Offiziersnachwuchs auch im Topographieren ausgebildet, eine Fähigkeit, die auch für eine höhere Laufbahn im Generalstab qualifizieren
sollte. In der Realität lief es jedoch darauf hinaus, daß die Ingenieurgeographen die abgelieferten Kartenblätter häufig korrigieren, teilweise sogar wieder neu aufnehmen mußten. 1866 wurde die Institution der
Ingenieurgeographen aufgelöst.
In angelsächsischen Ländern wird der Ingenieurgeograph auch “topographical engineer” genannt, was hier jedoch auch trigonometrischen
Aufnahmen mit einschließt. In Frankreich nahm der “Ingenieur géographe” die gleichen Aufgaben wahr, wenn auch ungleich höher angesehen.
Oskar Albrecht: Beiträge zum militärischen Vermessungs- und Kartenwesen in Brandenburg-Preußen. Militärgeographischer Dienst der Bundeswehr, Schriftenreihe Heft 34, 2001. Behandelt werden: Das
preußische Ingenieurcorps (bis Ende des 18. Jh.), der Generalquartiermeisterstab (1772-1803), die preußischen Ingenieurgeographen (1790-1866)
Hanke, Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens, 1935
1Anklam, Eva: Wissen nach Augenmaß - Militärische Beobachtung und Berichterstattung im Siebenjährigen Krieg, Band 10 der
Reihe “Herrschaft und soziale Systeme in der frühen Neuzeit”, LIT Verlag, Berlin 2007
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