Josephinische Landesaufnahme, Teil 2: Manuskriptkarte
Aufgabe
Das Meßtischblatt der Geländeaufnahme 1:2000 ist in eine Reinzeichnung im Maßstab 1:6000 zu bringen, siehe Teil 1: Graphische Triangulation.
Hierbei sollen die Spezifikationen des k.k. Quartiermeisterstabes von FML v. Schmidt angewendet werden.
Geschichte
Die Karten sind im halben Militärmaßstab von 1:57.600 im Kriegsarchiv Wien archiviert und für die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinlandpfalz und Hessen
als Reproduktionen (leider nicht Bayern) bei den Landesvermessungsämtern zu beziehen.
Die ehemalige Reichsstadt Windsheim liegt im Blatt 114 „Scheinfeld“.
Lösung
In der Stube des Hauses Zirndorf wird das originale Meßtischblatt mit dem Storchschnabel bei Tageslicht 1:3 reduziert und koloriert.
Die Instrumente und Materialien zur Reinzeichnung sind:
- Zeichenbrett
- Storchschnabel (Pantograph)
- Bley, Feder, Tusche
- Tuschkasten
- Feiner Haarpinsel
- Porte Crayon
- Schwämmchen zum Lavieren
- Lupe
- Anschlaglineal
- Magazinbesteck
- Royalpapier (glattes, leicht geleimtes Büttenpapier)
- Reduktionszirkel
Das originale Blatt und die verkleinerte Kopie werden auf der gemeinsamen Nord-Süd Mittelachse (Meridionallinie) mit Nadeln oder Bleigewichten auf dem
Zeichenbrett fixiert. Der Storchschnabel wird auf eine Achse dazwischen gesetzt und der Dessinateur prüft ob alle originalen Hauptpunkte mit dem Abtaster erreichbar sind und ob diese auf der verkleinerten Kopie
abgebildet werden können. Gegebenenfalls ist die Achse zu versetzen.
Zunächst wird die Berandung abgezeichnet und mit dem Anschlaglineal nachgezeichnet. Diese Fläche wird leicht grau laviert und trocknet ab.
Es folgen die trigonometrischen Punkte, das Wegenetz, die Gewässer, Umrandungen der Wälder, Gärten sowie Felder und die Gebäude. Die Kopie wird 2-3 mal auf
Vollständigkeit geprüft. Die Linien des Pantographen werden nach Augenmaß mit einem mittelharten Bley nachgezogen. Weitere Details werden nach Augenmaß ergänzt.
Dann werden zunächst die helleren Farben laviert, dann folgen das Wegenetz, Bewuchs wie Gärten, Felder, Wälder und zum Schluß die Häuser und Bergschraffen.
Die Beschriftung in lateinischer Schrift erfolgt, wenn das gesamte Blatt abgetrocknet ist.
Ergebnis
Die Reinzeichnung 1:6000 wurde an einem Vormittag erstellt und demonstriert die relative Geschwindigkeit dieser Aufnahmemethode.
Diskussion
Das Musterblatt, eine sogenannte Plattkarte, ist eine Inselkarte.
Die trigonometrischen Punkte sind nur graphisch durch Vorwärts- und Seitwärtseinschneiden sowie durch Stationieren bestimmt.
Die weiteren acht benachbarten Meßtischaufnahmen (also eine Gradabteilung aus dem Gelände) müßten jetzt an den Berandungen angefügt und die Spannungen
ausgeglichen werden. Da die Trigonometrischen Punkte bei einer schnellen militärischen Aufnahme nicht vermarkt werden, ist die Vermessung nicht genau wiederholbar, ganz besonders dann, wenn die Meßpunkte nicht
protokolliert und vermessen wurden.
Schwere Fehler werden in der Regel erst durch die Spannungen mit den benachbarten Blättern entdeckt und können eigentlich nur durch die Neuaufnahme im
Gelände beseitigt werden.
Die Bestimmung der Nord-Südberandung des gesamten Musterblatts mit dem Oktanten fand nicht statt, da Genauigkeit der Messung im Sekundenbereich nicht zu
erreichen war.
Quellen
Siehe Josephinische Landesaufnahme, Teil 1
(c) Photo Claudia Behnke, Martin Klöffler
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