Aufgabe
Eine Allee durch einen Wald bey Commeren nach gewissen Punkten anzulegen und durchzuhauen.
Wir wollen also den Fall setzen, wir hätten das Haus Kalsbach (A) und eine Wegkreuzung (B) im Walde, von welchem ersteren man die Waldkreuzung nicht
sehen könne, und man wollte doch in gerader Linie von A nach B einen geraden Pfad hauen lassen.
Lösung
Es wird eine Boussole, welche zum Gebrauch auf ein Stativ gestecket wird, auf das Felde beim Punkte A aufgestellet, und mit Hülfe der an der Boussole
befindlichen Nuß in allerhand Wendungen gebracht.
Sodann begibt sich der Gehülfe, nach Anweisung des Geometer, mit der Stationsfahne zum nächsten sichtbaren und zugänglichen Punkte und stellt sich dorten
auf. Der Geometer visiert vom Standort die Stationsfahne an, stellt die Schraube an der Achse fest und liest den Winkel zur Nordrichtung ab, welcher im Krokis des Diarium vermerket wird. Sodann packt er seine
Instrumente zusammen, und begibt sich in gerader Linie zu der Stationsfahne, in dem er gleichmässig ausschreitet und die Schritte zählet. Am Stationspunkt nimmt der Gehülfe die Stationsfahne und die Boussole wird
über die Markierung der Stationsfahne gestellt. Zur Kontrolle kann der Geometer noch einmal den Nordwinkel zum rückwärtigen Punkte messen, welcher doch gleich dem ersten Winkel sein soll. Dies ist der 1. Polygonzug,
der im Diario vermerket wird.
Inzwischen hat sich der Gehilfe am neuen Stationspunkte augestellet, und so kann der Geometer den Winkel des 2. Polygonzugs messen. Solchermaßen wird
fortgefahren, bis man beim Punkte B angekommen ist.
Nun begibt man sich nach Hause und fertigt die Reinzeichnung nach der bekannten Nordrichtung, den Winkeln und den Distancen auf ein sauberes Papier.
General-Anmerckung zur Operation mit der Boussole
von Penther: Man braucht sich nicht zu besorgen, wenn man sich vor Eisen und einer faulen und nicht wohl spielenden Magnetnadeln, hütet. Vornehmlich im
Walde thut die Boussole gute Dienste, weil man da nicht weit vor sich sehen kann, und also immer kurtze Linien machen muß, die beym Astrolabio [vulgo Graphometer] viel eher ein starker Fehler, als bey der Bussole
verursachen kann. Noch hat man diesen Vorteil, daß man mit der Boussole die Magnet-Rose auf einen Riß bringen, und durch selbe jede Weltgegend bemercken kann, welches bey den geometrischen Rissen so nützlich als
nöthig ist. Zwar weiset die Magnet-Nadel an wenig Orten die wahre Mitternachtslinie, sondern weicht bald nach Osten, bald nach Westen, nach Unterschied der Örter, ab.
Ergebnis
In der Reinzeichnung können mittels eines Transporteurs die Direction zu Mitternacht mit 28° West und mittels eines Transversalmaßstaabs die
Distance zu 184 Schritt genommen werden.
de Dato, Blesson, Commeren, 20. Majus 1814
Johann Friedrich Penther, Praxis Geometria, Augspurg, 1749, p. 66 und Tafel XVIII, Fig. 4
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