Aufgabe
Eine Armee unter M. le Maréchal de S. marschiert im August 1760 durch das Reichsgebiet von Straßburg nach Nürnberg. Im Lager bei dem hohenlohischen Öhringen wird ein
Ruhetag eingelegt. Es ist nur eine gedruckte Charte der Ämter von der Reichsstadt Hall bekannt, welche aber weder das Terrain noch die Chausseen zeigt. Als diese Armee im Begriff steht, das Territorium der
verbündeten Reichsstadt Hall betreten, wird daher der
M. le capitain d’infanterie, Ingénieur géographe des armées et camps du roi,
Louis Charles Dupain de Montesson,
im folgenden kurz Monsieur genannt, zur Erkundung des Marschweges von Öhringen nach Hall und von dort nach Vellberg beordert, um eine Marschkarte (
Itinéraire) zu erstellen, welche am folgenden und nächsten Tage der Armee als Richtung dienen soll. Darüber hinaus sollen die Quartiere und das Lager vor Hall erkundet werden
Monsieur ist beauftragt, die Ankündigung an den Herrn Stättmeister des hohen Rates zu übergeben, er ist jedoch nicht bevollmächtig, in Sachen Beitreibungen und
Kompensationen zu contrahieren, welches allein dem M. le Commissaire des Guerres zukommt.
Erläuterungen
Postcharte: Eine Landcharte, worauf die Postwege, die Stationen und die Entfernungen derselben von einander bezeichnet sind. Man nennt sie gewöhnlich
Post= und Reisekarten, und es kommen hier und da von den besuchtesten Ländern oft verbesserte Ausgaben der älteren heraus, die man in den gelehrten Blättern angezeigt findet.
Marsch=Route, der Weg, den man nimmt, besonders bey den Soldaten. Auch
die schriftliche Bezeichnung desselben. Von dem franz. route, der Weg, die Bahn. (Krünitz)
Dupain de Montesson: Chap. VII. Manière d’avoir industrie l’itinéraire d’un pays & d’en former une table fort intelligible.
Du figuré d’un itinéraire & et l’ordre de marche des troupes d’une armée:
Comme il est du devoir de l’ingénieur de figurer le pays par où passe une armée; de faire l'itinéraire de sa marche sur le terrain même en
marchant à la tête d'une colonne, marquant à mesure les différens lieux qui se succèdent sur sa route, les montées & les descentes que l'on rencontre, les bois , les défilés, les rivières, les ruisseaux,
les marais, les ponts, les gués & la nature des campagnes que cette colonne traverse; enfin les divers objets & ce qu'elle laisse sur sa droite & sur sa gauche ; il est nécessaire aussi qu'il
joigne au tracé de la colonne, & qu'il marque sur son plan, le nom des troupes qui composent cette colonne, en les écrivant dans le rang qu'elles tiennent en marchant; mais lorsque l'échelle du
travail de cet ingénieur est si petite, qu'entre deux camps successifs, il n'y a pas assez de longueur pour y dénommer tout ce qui compose une colonne de troupes, d'une certaine force, ou quand il ne
peut éviter que cela ne fasse une confusion sur son plan; le meilleur parti à prendre est d'écrire cet ordre de marche en légende.
Lösung
Benötigt werden
- Krokierbrett mit aufgezogenem Konzeptpapier
- Porte Crayon
- Eine Nadel
- Gute Augen und ein wacher Verstand
Mit einem ortkundigen Helfer (Aide) namens Lucas schritt Monsieur den Karrenweg ab und krokierte à la vue (nach dem Augenmaß) auf dem Krokierbrett. Ein
quadratisches Netz erlaubt es, die gezählten Schritte nach Maßgabe der Richtung, die mittels der Bussole genommen wird, einzutragen. Ein Zoll (pouce) bedeutet fünfzig Schritt. Werden also zum Beispiel 42
Schritte gezählt, so werden 4/5 an der Seitenlänge des Quadrats genommen. Das Brettchen wird stets nach Norden gerichtet, auch wird mit dem Rückwärtsblick geprüft, ob die Richtung beibehalten wurde.
Eingetragen wurden die Wege, einige Böschungen sowie die Wohnungen, welche als Quartier dienen können. Da in dasiger Gegend jedes Haus nur eine Feuerstelle hat, so genügt
es, die Häuser zu zählen.
Ergebnis
Das coupierte Terrain ist hügelig, an den Höhenzügen waldicht, dort unpassierbar für Train und Artillerie, und endlich vom tiefen Tal der Kocher durchschnitten.
Oberhalb des Tales, auf einer Ebene zwischen Wackershofen und Hall, empfiehlt es sich, das Lager in einer Ausdehnung von einer ½ franz. Meile zu nehmen, welches einen ¾ Tagesmarsch von Öhringen entfernt ist.
Der Karrenweg von den Waldenburger Bergen fällt erst steil, dann sanft auf die Ebene hinter Wackershofen. In der oberen Passage muß der Karrenweg von Gehölz
freigeschlagen werden, auch einige Abbrüche des Hohlweges retabliert werden, damit Train und Artillerie passieren können.
Aus den Krokis wurde eine Reinzeichnung im Maßstabe auf der Vorlage der gedruckten Karte erstellt, welche Monsieur des selbigen Abends an den M. le Maréchal de
Logis in Öhringen übergab.
Für die höheren Herrn Offiziers scheint das Steigenhaus – mangels anderer Herrnsitze - das einzige in Frage kommende Quartier zu sein, was dem Herrn Wirt
bedeutet wurde, der ein habgieriger Lump zu sein scheint. Allerdings sollte sich in der alten Reichstadt ein standesgemäßes Quartier für M. le Maréchal und seine Suite finden lassen, was auch dem
jungen Amtmann angezeigt wurde.
Die alte Poststraße nach Crailsheim wurde nur bis Vellberg abgeritten; letzterer Ort ist gleichfalls einen guten ¾ Tagesmarsch entfernt.
Quellen
Charles Louis Dupain de Montesson, capitaine d'infanterie, ingénieur-géographe des camps et armées du roi. L'art de lever les plans de tout ce qui a rapport à la
guerre et à l'architecture, 1763,
© Photos Michael Paulick, Oliver Paulick und Martin Klöffler
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