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Kataster

 Sonntag, 2. Dezember 2007

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Aufgabe

Das Finanzministerium der franz. Republik ordnet um 1804 die Neuaufnahme eines Katasters für die vier neuen linksrheinischen Departments an.

Zwischen den Mairies Commeren (Kommern) und Mechernich soll die alte Grenze neu vermessen werden und die Parzellierten Äcker an der Baugruppe bergisches Land (Freilichtmuseum Kommern) aufgenommen und in das Cadastre (Kataster) eingetragen werden, um den Grundbesitz gemäß Fläche und Bonität (also Wert) zu besteuern.

Lösung

Vermessung mit Kette und Stab, d.h. mit der 20m Kette. Zunächst entlang der Gemeindegrenze, deren Grenzpunkte mit Pflöcken an den Zwischenpunkten und den Eckpunkten des Polygons vermarktet werden. Um direkt die Horizontalentfernungen zu erhalten, wird die Kette möglichst straff in der Horizontalen gespannt. Der Messingring einer Metermarkierung riss am ersten Tag und mußte beim Schmied ersetzt werden.

Die Winkel werden mit der 10m Kette über die Sehne gemessen. Dabei werden möglichst die spitzen Winkel gemessen und ggf. auf den gesuchten Winkel 180-x zurückgerechnet. Winkel zwischen 60° und 90° müssen durch zusammengesetzte Winkel 60° + x aufsummiert werden. Die Ergebnisse werden in mehren nicht maßstäblichen Brouillons (Rissen) festgehalten, zusätzlich werden die Sehnenlängen der Winkel in ein Register eingetragen.

Die Felder (hier die unteren Weiden) werden entlang der Zäune vermessen. Die Winkel zwischen den Seiten werden wie oben ermittelt, oder es werden “Streben” gesetzt. Jedes Feld erhält eine eigene Nummer, die im Feldbuch eingetragen wird.

Entlang der beiden Wege wird ein Polygonzug mit der Tracierschnur gelegt, von dem die Häuser Eulenbruch und Kalsbach orthogonal (rechwinklig) mit Hilfe eines Winkelprismas aufgenommen werden. Die Breite des Wegs wird mit 4 m ermittelt; diese Breite wird dann auf die gesamte Länge übertragen.

Die gemessen Längen werden aus dem Riß in die Reinzeichnung mit Stechzirkel und Maßstabslineal (Reduktionsmaßstab) zunächst in Bleistift übertragen. Die Sehnen werden gleichfalls (ohne explizite Winkelmessung) über den Transversalmaßstab übertragen. Die Begrenzungslinien werden mit Reißfeder nachgezogen. Die Felder werden schwach grau getuscht, die Wege etwas dunkler, Häuser in karminrot. Die Vermarkungspunkte Gemeindegrenze wird durch Quadrate bezeichnet, die weiteren Meßpunkte entlang der beiden Wege mit einem Kreis o.

Für zwei Tage dauernde Vermessung  brauchte der Geometer Jean-Geoffroy Schmitz 2 Gehilfen; er selbst führte das Feldbuch, während die Gehilfen die Stationsfahnen, Pflöcke und Werkzeug transportierten und auch die Längen mit der Meßkette vermaßen.

Ergebnis

Ausschnitt einer Katasterkarte 1:500 mit 5 Feldern in Französischer Beschriftung. Längenangaben in Meter. Bürger Geometer Jean-Geoffroy Schmitz.

Polygonschlußfehler der 11 Stationspunkte ca. 1m auf der Reinzeichnung.

 

Brouillon (Riß) der Aufnahme, Bleistift im Feldbuch (verkleinert). Felder No. 63 und 64. Mit Grenzen und Streben zur Winkelmessung.
Die eiserne Meßkette, (engl. 19 Jahrhundert); jedes Glied ist einen halben Fuß lang. 12 Füße (feet) machen eine Ruthe (rod).
Bürger Geometer verliest einen Erlaß des Präfekten vom Roerdepartement unter dem Schutz des Militärs
Meßgehilfe mit Kettenstab zum Spannen der Meßkette, eine 7 Fuß lange Stationsfahne
Reinzeichnung der Katasteraufnahme 1:500 (verkleinerter Ausschnitt). Beginn der Messung am Punkt 1 (rechts oben) entgegen dem Uhrzeigersinn.